„Das Baby bleibt drin bis Aschermittwoch – 37 plus 6“

Die Geburt unserer ersten Tochter Helena im Jahr 2021 war eine geplante Hausgeburt und wurde von Saskia begleitet. Wir hatten ein absolut schönes und selbstbestimmtes Geburtserlebnis und haben uns deshalb bei unserem zweiten Kind wieder für eine Hausgeburt mit Saskia entschieden. Die Wochen vor der Geburt, ging es mir nicht gut, ich hatte schmerzhafte Krampfadern am ganzen Unterleib und war immer sehr müde und mir war nach jedem Essen schlecht. Am Fasnets-Dienstag 21.02.2023 lag ich nur noch auf dem Sofa und wollte nicht aufstehen. Ich dachte mir, entweder ich werde krank, oder das Baby macht sich auf den Weg. Noch nie habe ich den Fasnetsumzug in unserem Heimatort verpasst, aber heute würde das wohl nichts werden. Ich verbrachte den Tag auf dem Sofa und machte es mir gemütlich, versuchte so viel Kraft zu sammeln, wie nur möglich. Abends gingen wir um ca. 22:00 Uhr ins Bett. In den letzten Wochen hatte ich nachts immer sehr schlecht geschlafen und lag oft wach.

Diese Nacht war anders. Ich schlief von 22:00 Uhr bis 3:30 Uhr durch. Dann war ich hellwach und für meine Verhältnisse auch ausgeschlafen. Ich hatte das Bedürfnis zu duschen… irgendwie hatte ich so ein Gefühl, dass wirklich das Baby kommt, auch wenn bisher keine Wehen oder ähnliche Anzeichen aufgetreten waren. Um 04:00 Uhr legte ich mich frisch geduscht wieder ins Bett. Kurze Zeit später spürte ich tatsächlich schon die erste Wehe… solange ich noch im Bett lag und immer wieder einnickte, war der Wehenabstand noch relativ groß. Mein Mann und ich beschlossen, dass er heute von zuhause arbeiten würde. Um 07:50 Uhr schrieb ich Saskia, dass ich aktuell alle 8-10 Minuten Wehen habe. Sie meinte wir müssten mal schauen, ob mehr daraus wird oder ob es sich wieder beruhigt. Mein Gefühl war irgendwie schon, dass es losgeht.
Den Tag über hatte ich immer wieder unregelmäßige, wenig schmerzhafte Wehen. Nachmittags um 15:15 Uhr schrieb ich Saskia, dass ich gar nicht weiß, was ich ihr sagen soll. Mein Zustand war unverändert. Was bedeutete, Wehen mal alle 10 Minuten oder auch 25 Minuten keine. Meine Mama brachte irgendwann unsere zweite Tochter Helena, damit sie wie gewohnt um ca. 19:00 Uhr von meinem Mann ins Bett gebracht werden konnte. Wir entschieden uns für alle Fälle, das Wohnzimmer noch für die Geburt vorzubereiten. Als unsere Tochter im Bett war, beschlossen wir, dass ich nun in die Badewanne gehe, um festzustellen, ob die Wehen regelmäßiger werden. Es war ca. 21:00 Uhr. Die Wehen wurden direkt regelmäßig und deutlich stärker. Um ca. 22:30 Uhr bin ich wieder aus der Wanne und machte noch ein letztes Foto von meiner Kugel. Wir haben noch eine Tomatensuppe und hartgekochte Eier gegessen und uns dann gemeinsam auf das Sofa gelegt. Dort veratmeten wir die Wehen. Zu diesem Zeitpunkt würde ich die Wehen schon als schmerzhaft aber noch aushaltbar beschreiben. Um kurz nach 23:00 Uhr platzte die Fruchtblase.

Der Wehenabstand war aber immer noch knapp über 5 Minuten und die Schmerzen nicht stärker. Es war 01:00 Uhr, ich hatte Wehen im 3 bis 5 Minuten Abstand, als wir uns entschieden Saskia und meine Mama anzurufen. Meine Mama sollte sich oben zu Helena ins Bett legen, damit jemand da ist, falls sie aufwacht. Als Saskia kam, waren die Wehen auf einmal vorbei. 25 Minuten gar nichts… ich entschied mich, nochmal in die Badewanne zu gehen. Als ich im Wasser war, setzten auch wieder die Wehen ein. Diesmal alle 2 bis 3 Minuten und sehr schmerzhaft. Ich war bei jeder Wehe voll bei mir, konnte mich so konzentrieren, dass ich es gut aushalten konnte. In den Wehenpausen konnten wir uns sogar unterhalten. Saskia und ihre Schülerin Kathrin hatten es sich derweil auf unserem Sofa bequem gemacht. Irgendwann riefen wir Saskia zu uns ins Bad. Um ca. 04:00 Uhr hatte ich das Gefühl, die Wehen hatten sich verändert und ich wollte wieder aus der Wanne. Kurz hatte ich noch in Erwägung gezogen das Baby in der Badewanne zu bekommen, den Gedanken aber direkt wieder verworfen. So viele Leute in unserem kleinen Badezimmer konnte ich mir nicht vorstellen. Wir gingen ins Wohnzimmer und ich dachte, das Baby kommt jetzt bestimmt bald. Kurz darauf hörte ich wie Saskia die zweite Hebamme Amy anrief, dass sie sich auf den Weg machen soll. Ich war absolut guter Dinge es bald geschafft zu haben. Wir probierten einige Positionen aus und ich hatte starke Wehen und auch den Drang zu pressen. Leider ging nichts voran. Zeitlich kann ich das alles nicht mehr wirklich einordnen. Irgendwann sagte jedoch Saskia, dass sie nach dem Muttermund schauen würde. Zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich absolut am Ende meiner Kräfte. Trotz positiver Einstellung merkte ich, so geht es nicht mehr. Saskia meinte es gibt zwei Optionen: entweder am Becken rütteln während der Wehe oder 5 Schritte zurück und nochmals die Wehen veratmen… Die Hebammen gaben uns einen Moment um zu überlegen, wie es weitergehen sollte.

In dieser Zeit veratmete ich zwei Wehen auf dem Sofa und mir wurde klar, diese Schmerzen halte ich nicht mehr für weitere Stunden aus. Ich sprach das aus, was ich mir absolut nie vorstellen konnte: ich wollte ins Krankenhaus, ich brauchte Schmerzmittel. Mit dieser Aussage habe ich alle etwas überrumpelt, aber ich war absolut am Ende meiner Kräfte. Ich wusste, wenn wir jetzt direkt aufbrechen, dauert es immer noch mindestens eine Stunde, bis ich Schmerzmittel bekomme. Unsere Entscheidung war getroffen und ich war froh, dass mich niemand zu etwas anderem überreden wollte. Nices lud sofort unsere Taschen und den MaxiCosi ins Auto. Für diesen Fall hatten wir alles im Flur bereitgestellt. Saskia schrieb ein Übergabeprotokoll, anschließend fuhren wir nach Balingen. Nices und ich voraus , Saskia in ihrem Auto hinter uns. Die Fahrt nach Balingen war für mich der absolute Horror… ich glaube fast sogar mit die schlimmsten 40 Minuten in meinem Leben. Bei jedem Schild auf dem die Kilometer bis Balingen standen, dachte ich, das kann nicht sein… In Balingen angekommen konnten wir, Gott sei Dank, direkt vor dem Krankenhaus parken. Ich konnte kaum noch laufen. Saskia bot mir immer wieder ihren Rücken an, um mich bei einer Wehe abzustützen. Wir gingen hinein (mussten dann erstmal unsere Maske aufsetzen…) und liefen in Richtung Aufzug. In meiner Erinnerung kam der Aufzug ewig nicht… dann klingelten wir am Kreißsaal, ich glaube es war 07:11 Uhr. Wir wurden sofort sehr freundlich empfangen und in ein Untersuchungszimmer geschickt. Dort zog ich noch meine Jacke aus und legte mich auf die Liege. Die Auszubildende legte mir das CTG an und es wurde noch ein Coronatest gemacht…Ich bat ununterbrochen um Schmerzmittel, sogar einen Kaiserschnitt zog ich mittlerweile in Erwägung. Mir war alles egal, Hauptsache das Kind kommt jetzt.

Die Hebamme sagte mir mehrfach, dass ich Schmerzmittel bekomme, sobald die Ärztin da ist. Dann spürte ich auf einmal dauerhafte Wehen und ein brennen. Ich merkte, wie der Kopf kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Zugang bekommen und ich war noch komplett angezogen. Die Hebamme und Nices zogen mich aus. Man sah direkt, dass schon der Kopf unseres Babys kam. Bei der folgenden Wehe schob sich der Kopf nach draußen, ging aber noch einmal komplett zurück. Erst mit der darauffolgenden Wehe kam der Kopf und wenige Sekunden später hatte ich es geschafft. Um 07:28 Uhr erblickte unsere kleine Carla Marie das Licht der Welt. Kurz darauf wurden wir in den Kreißsaal gebracht, der extra für uns vorbereitet war, da wohl der Muttermund zuhause nur 3 cm offen war. Das habe ich zum Glück erst im nachhinein erfahren J. Im Krankenhaus wurden wir alle gut versorgt und verpflegt. Um die Mittagszeit gingen wir wieder nach Hause. Ich hätte mir im Vorfeld niemals eine Klinikgeburt vorstellen können, dennoch war die Geburt (bis auf die Autofahrt) wunderschön und absolut selbstbestimmt. Die Verlegung in das Krankenhaus war für mich zu keinem Zeitpunkt mit negativen Gefühlen verbunden. Ich kenne meinen Körper und weiß, ich habe in dem Moment genau diesem Umbruch gebraucht. Ich denke die Hausgeburt wäre durchaus möglich gewesen, wenn ich körperlich fitter gewesen wäre. Dies war aber durch die Beschwerden in meiner Schwangerschaft und in den Tagen vor der Geburt einfach nicht möglich. Ich bin mit mir und der Situation absolut im Reinen und überglücklich ein gesundes Kind geboren zu haben. Liebe Saskia, vielen, vielen Dank an dieser Stelle nochmals für deine tolle Begleitung und dass du alle meine Entscheidungen respektiert und unterstützt hast.